Sofern ein Spross einer adeligen Familie den Wunsch hegte, dem Deutschen Orden als Professritter beizutreten, so war zunächst nachzuweisen, dass er „nicht unter 24 Jahre alt sei und zur Zeit der allfälligen Ertheilung des Ritterschlages das 50. Lebensjahr nicht überschritten habe“ (Instruction für die Legung der Ahnenprobe bei dem Deutschen Ritter-Orden, Wien 1902, S. 4 §4). Darüber hinaus hatte er, wie das Generalkapitel von 1671 festlegte, nachzuweisen, von sechzehn adeligen Vorfahren abzustammen, die allesamt adelig geboren, sowie ritterbürtig und stiftsmäßig sein mussten. Diese Abstammung musste durch entsprechende Dokumente (Ahnenprobe, Adelsdiplome, Auszüge aus Tauf- und Trauregistern) nachgewiesen werden. Wenn die Prüfung dieser Dokumente erfolgreich verlief, wurde die Aufnahme ins Noviziat festgelegt, das, sofern erfolgreich absolviert, dazu führte, dass der Aspirant in die Reihen der Ritter aufgenommen wurde.
Vor 50 Jahren am 20. März 1970 starb in Wien im 91. Lebensjahr Friedrich Remigius Franz Josef Johann v. Nepomuk Adam Graf von Belrupt-Tissac, der letzte Professritter des Deutschen Ordens. Geboren am 10. Oktober 1879 in Brünn, trat er 1908 in das Noviziat des Deutschen Ritterordens ein und erhielt am 5. Mai 1909 den Ritterschlag in der Franziskanerkirche zu Innsbruck durch Hochmeister Erzherzog Eugen.
Bereits kurz vor der Jahrhundertwende begann er seine militärische Laufbahn, die er bis zum Ausscheiden aus dem aktiven Dienst am 01. März 1919 als Oberstleutnant fortsetzt, reich an Auszeichnungen. Den Wandel des Ordens zum klerikalen Institut nach der Resignation Erzherzog Eugens 1923 begleitete er aktiv. Nachdem er im Jahre 1933 zum Koadjutor und schließlich 1936 zum Landkomtur ernannt wurde, leitete er die Provinz Österreich. In einer Zeit, als der unheilvolle Stern des Nationalsozialismus seine Schatten auch bereits auf Österreich warf. Am 01. September 1938 wird der Orden enteignet, einige Monate vorher musste Graf Belrupt schon das Hochmeisterpalais an der Ringstraße in Wien verkaufen, weil die SA dort ihr Quartier aufschlagen wollte. Nach dem zweiten Weltkrieg entschloss sich der Graf, in einem Alter, in dem andere Menschen an Pensionierung denken, in Klosterneuburg theologische Studien zu betreiben und so die Grundlage zu legen für einen priesterlichen Weg. In „seiner“ Landkommendekirche St. Elisabeth in Wien wurde er am 09. Juli 1950 zum Priester geweiht. Von 1953 bis 1959 stand er als Prior der nunmehr klerikalen Brüderballei Österreich vor. Seit dem Tode Ehz. Eugens 1954 war er der letzte Vertreter jener ritterlichen Tradition, die den Orden so lange prägte. Seine fortschreitende Erblindung konnten seinem Humor und seinem wachen Interesse an dem, was um ihn herum vorging, keinen Abbruch tun. Seine Offenheit für Neues hat er sich bis zum Ende bewahrt. Friedrich Graf Belrupt starb nach kurzer Krankheit am 20. März 1970 in Wien und wurde in der Gruft der Elisabethkirche dortselbst beigesetzt.
Noch heute erinnert eine Gedenkplatte im Eingangsbereich der Kirche an den letzten Professritter des Deutschen Ordens.