Forschung mit internationaler Strahlkraft

 „I had a dream“ – in Anlehnung an das berühmte Zitat von Martin Luther King leitete der Nestor der Deutschordensforschung, Professor Udo Arnold, den Eröffnungsakt der Forschungsstelle des Deutschen Ordens an der Universität Würzburg ein. Er zeichnete  den beinahe fünfzigjährigen langen und mühevollen Weg von der Vision einer europäischen Deutschordens-forschungsstelle bis hin zur konkreten Eröffnung am Freitagnachmittag auf dem Gelände der ehemaligen Leighton-Barracks in Würzburg auf. Auf dem Campus Nord der Universität ist ab sofort eine Einrichtung zu finden, deren Strahlkraft weit über die Grenzen Frankens hinausgehen wird, dennoch aber in Kirche, Universität und Stadt fest verankert ist.

Pro Nobis

Der Erfolg hat zwar immer viele Väter, dennoch ist die Initiative dieser Forschungseinrichtung einer Einzelpersönlichkeit zu verdanken, die in Kirche und Wissenschaft bestens vernetzt ist: dem Ehrenritter des Deutschen Ordens und Ehrensenator der Universität Würzburg, Professor Dieter Salch. Dieser wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass die Initialzündung zu dieser Gründung für ihn im Jahr 2006 erfolgte, als im Mergentheimer Deutschordensmuseum die wissenschaftliche Stelle zur Erforschung der Ordensgeschichte gestrichen wurde. Für die Verankerung der Einrichtung an der Universität Würzburg sprechen viele Gründe. Bereits im Jahre 1219 schenkte der Würzburger Bischof Otto von Lobdeburg dem Deutschen Orden ein Anwesen, das die Keimzelle für eine spätere Kommende darstellte. Diese überdauerte die wechselvolle Geschichte des späten Mittelalters und der Neuzeit, bis im Jahre 1809 Napoleon den Deutschen Orden auflöste, so dass auch die Würzburger Kommende und ihr Besitz an das neu geschaffene Großherzogtum Würzburg fielen.

Die Forschungsstelle Deutscher Orden gehört zur Philosophischen Fakultät I der Universität Würzburg und wird geleitet vom Lehrstuhlinhaber für Fränkische Landesgeschichte Professor Helmut Flachenecker. Obwohl in der Gesellschaft ein großes Suchen nach Sinn und Orientierung besteht, haben es die Geisteswissenschaften heute schwer, wenn es darum geht, dass entsprechende Gelder bereitgestellt werden. Für die Entstehung der Forschungsstelle haben beispielsweise der Deutschherrenbund als Gemeinschaft der Familiaren in Deutschland Mittel bereitgestellt, sowie Dieter Salch über seine Stiftung „Pro Universitate“ und  aus privaten Mittel.  Für den Präsidenten der Universität Würzburg, Professor Alfred Forchel, ist die Errichtung der Forschungsstelle besonderer Grund zur Freude. Er sieht in der neuen Einrichtung ein Alleinstellungsmerkmal, wodurch sich die Universität in Zukunft auszeichnen werde.

Die Forschungsstelle ist auf dem Campus Nord der Universität Würzburg zu finden, in räumlicher Nähe zum Institut für Hochschulkunde sowie zum Universitätsarchiv. Entscheidend für den Erfolg der Forschungsstelle wird jedoch auch die Verankerung im Lehrbetrieb sein. Aufgrund der europäischen Bedeutung des Deutschen Ordens, dessen Spuren in vielen Ländern, wie in Polen, Tschechien und den baltischen Staaten, aber auch in südlichen Regionen wie Italien zu finden sind, könnten gerade junge Studenten aus Ost- und Südeuropa den Weg zur Geschichte des Deutschen Ordens finden. Synergieeffekte erwartet sich Professor Flachenecker ebenfalls durch die guten Beziehungen zur Polnischen Historischen Mission, die seit dem Jahre 2009 an der Universität Würzburg verankert ist und den wissenschaftlich-kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Polen intensivieren soll.
Die Einweihung der Räume wurde durch Hochmeister Bruno Platter und durch die evangelischen Dekanin von Würzburg, Frau Edda Weise, vorgenommen. Alles Streben des Menschen ist zwecklos, wenn es nicht in Gott seinen Grund hat. So sangen die zahlreichen Gäste vor der Segnung das Kirchenlied „Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit, nach seinem Worte handeln und leben alle Zeit.“ Die Verwirklichung einer Vision, wie der einer Forschungsstelle für den Deutschen Orden, ist ohne Gottvertrauen nicht möglich. Mit diesem Vertrauen kann auch für die dortige wissenschaftliche Arbeit in die Zukunft geblickt werden.