Am 06.09.2021 feierte das Museum Marienburg sein 60jähriges Bestehen. An den Feierlichkeiten nahm auf Einladung des Direktors des Museums Dr. hab. Janusz Trupinda auch der Hochmeister des Deutschen Ordens teil, begleitet wurde er von P. Piotr Rychel und seinem Persönlichen Referenten.

Während des offiziellen Festakts im “Großen Remter“ wurden verdienten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Museums im Namen des Staatspräsidenten der Republik Polen und des Kulturministers vom Pommern, zahlreiche Auszeichnungen in Würdigung Ihrer langjährigen Dienste überreicht. In seinem kurzen Grußwort würdigte der Hochmeister nicht nur die Aufbauleistung der polnischen Nation im Bezug auf die Marienburg, sondern brachte auch seine dankbare Freude über die Forschungen der letzten sechs Jahrzehnte zum Ausdruck. An den Feierlichkeiten nahmen die Direktorinnen und Direktoren der polnischen Museen, mehrere Bürgermeister der Region Pommern, sowie Vertreter der katholischen Kirche und des Militärs teil. Das polnischen Rundfunkkammerorchester „Amadeus“ unter der Leitung der Dirigentin Agnieszka Duczmal beschloss mit einem Konzert den Festakt. Beim geselligen Beisammensein im Sommer- und Winterremter des Hochmeisterpalastes gab es im Anschluss Gelegenheit zum Austausch und für Fotos mit dem Hochmeister. Somit wurde der vom Orden gebaute Remter einmal mehr in seiner ursprünglichen Verwendung genutzt.

Im Vorfeld des Festaktes war bereits Gelegenheit für den Hochmeister und seine Begleitung gewesen, die wichtigsten Teile der Burganlage zu besichtigen, und in der St. Anna-Kapelle, der mittelalterlichen Grablege der Hochmeister im Mittelalter, der dort beigesetzen elf Vorgänger und aller verstorbenen Mitglieder des Ordens in einer von P. Piotr gestalteten Andacht zu Gedenken. Der von Althochmeister Bruno vor einigen Jahren der Marienburg gestiftete Osterleuchter war zu diesem Anlass eigens aus dem Depot geholt worden.

Das im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jhdt. fast vollständig rekonstruierte Schloss Marienburg wurde im zweiten Weltkrieg zu ca. 60 % zerstört. In den ersten Nachkriegsjahren war die Burgruine ein Teil des polnischen Heeresmuseums und unterstand deshalb dem Militär. 1951 übernahm die Polnische Gesellschaft für Tourismus und Landschaftskunde die historische Anlage. Mit 01. Januar 1961 wurde das „Schlossmuseum Marienburg“ eröffnet, das direkt dem Kulturminister unterstellt wurde. Seitdem wurden wichtige Teile des Schlosses wiedererbaut und das Museum wurde zu meist besuchten Museen Polens (gemeinsam mit den Schlossmuseen in Krakau und Warschau). Seit 1997 gehört die Marienburg zum Weltkulturerbe der UNESCO, und wird zudem in der Liste der staatlichen polnischen Kulturgüter geführt. Das Museum hat zwei Dependancen in Marienwerder und Stuhm.

Seit vielen Jahren hat das Museum Marienburg sehr gute Kontakte mit dem Deutschen Orden. Hochmeister Arnold Wieland hat 1993 als erster amtierender Hochmeister nach dem Verlust der Marienburg im Jahr 1456, die Burg besucht, mit dem Ortsbischof eine Messe zelebriert und an einem Symposium teilgenommen. 2007 konnte der damalige Hochmeister Bruno Platter bei der Eröffnung der großen Ausstellung „Imagines Potestatis“ (u.a. auch mit Kunstwerken aus der Schatzkammer in Wien) auf der Marienburg anwesend sein, und 2016 eine feierliche Messe in dem neu restaurierten Raum der Marienkirche zelebrieren. Der 66. Hochmeister des Ordens, Frank Bayard ist bereits 2019 bei der Eröffnung der Ausstellung „Sapientia aedificavit sibi domum…“ dabei gewesen.

Am Dienstag, dem 07. September besuchte die Wiener Reisegruppe auf Einladung von Prälat Ireneusz Bratke die Marienkirche in Danzig. Die heutige Konkathedrale hatte im Mittelalter viele Deutschordenspriester als Pfarrer. Auch die Hl. Dorothea von Montau hat während ihres langjährigen Aufenthalts in Danzig der Marienpfarre angehört und dort gebeten. Vor dem in einer Seitenkapelle vor einigen Jahren angebrachten Bild der Hl. Dorothea von Montau hielt der Hochmeister zu einem kurzen Gebet für den Orden inne. Als Vertreter der Stifter dieses Bildes wurde der Hochmeister in der Marienkirche von S. Exz. Julian Skelnik, Honorarkonsul von Dänemark in Danzig, begleitet.

Der letzte Akzent während des kurzen Besuchs in Polen war die Besichtigung des kürzlich eröffneten Bernsteinmuseums in Danzig. Der Deutsche Orden hatte im Mittelalter ein Monopol auf den Bernstein seiner Ländereien und war für seine Bernsteinarbeiten bekannt. In Erinnerung daran zieren kleine Bernsteine auch das Benediktionsgewand des jetzigen Hochmeisters.

Der Besuch des Hochmeisters machte einmal mehr deutlich, wie hoch die gegenseitige Wertschätzung ist und wie sehr man auf beiden Seiten um die gemeinsame Geschichte und deren Bedeutung auch für die Menschen heute weiß.

P. Piotr Rychel OT