75 Jahre Errichtung eines Konvents in Darmstadt – 1. Mai 1949

Der 1809 in den Staaten des Rheinbundes aufgehobene Deutsche Orden konnte erst nach 1945 an einigen Orten der jungen Bundesrepublik Deutschland wieder neu beginnen. Ein Beispiel dafür ist die Gründung eines Konvents am 1. Mai 1949 im hessischen Darmstadt. Dorthin waren einige aus der Tschechoslowakei vertriebene Deutschordenspriester für die Übernahme von pastoralen Aufgaben gelangt. Untergebracht waren sie zunächst provisorisch im Dachgeschoß des Pfarrhauses von St. Ludwig am Wilhelminenplatz.

Durch den Bischof von Mainz hatte der Deutsche Orden am 21. Mai 1950 die Seelsorge in der so genannten „Heimstättensiedlung“ übertragen bekommen, zunächst als Lokalkaplanei unter dem Namen „Heilig Kreuz“. Auch die Deutschordensschwestern übernahmen Aufgaben in der Krankenpflege sowie der Führung eines Kindergartens. Die dortige Gegend, ehemals Exerziergelände, wurde nach 1945 ein rasch wachsendes Wohngebiet mit mehreren Tausend Bewohnerinnen und Bewohnern. Eine steinerne Baracke, das ehemalige Pulverhaus, diente nun nach dem Krieg als Multifunktionsraum für Veranstaltungen, Kinovorführungen und als Gottesdienstort der katholischen und evangelischen Gemeinde.

Um die Aktivitäten des Deutschen Ordens vor Ort weiterzuentwickeln, stand bereits 1950 die Errichtung eines Konvents sowie eines eigenen Kirchengebäudes in Planung. Während die Überlegungen für das Gotteshaus erst 1963/64 umgesetzt werden konnten, begannen die Bauarbeiten an der Konventsanlage am 29. Mai 1951 und konnten nach Aufbringung einer Bausumme von 45.000 DM zügig abgeschlossen werden. Am 8. September 1952 zogen die ersten Deutschordenspriester ein, die Einweihung erfolgte am Fest Kreuzerhöhung. Der Gemeinschaft gehörten an: Superior und Novizenmeister P. Beda Romanczyk, die Ordenspriester Walter Horny, Ansgar Schröder, Volbrecht Schwalbach und Paul Tilzer sowie der Laienbruder Fridolin Grötzner. Weitere Kleriker befanden sich zum Studium an der Universität Innsbruck.

Bei der künstlerischen Ausgestaltung der Ordenskirche tat sich der akademische Kunstmaler Joseph de Ponte, Familiare des Deutschen Ordens seit 1983, hervor. Farbige Glasmalerei schmücken das Gebäude mit verschiedensten Szenen. Auch zeigt sein großes Sgraffito an der Wand des Konventsgebäudes gegen den Kirchenvorplatz den Schutzpatron des Deutschen Ordens, den heiligen Georg.

Die Seelsorge erstreckte sich bereits bald über den unmittelbaren Pfarrbereich der Heimstättensiedlung hinaus und umfasste Aushilfen in den Pfarren der Umgebung sowie die kategorialen Bereiche in städtischen Krankenhäusern, der Bundeswehr bzw. der amerikanischen Armee sowie die Betreuung von Heimatvertriebenen. Später gingen vom Konvent Darmstadt aus die zwei Ordenspriester P. Max Stanzel und P. Canisius Sauer nach Schweden, um dort die Seelsorge der weit verstreut lebenden Katholiken zu unterstützen. Im Jahr 2014 wurde der Darmstädter Konvent der Brüderprovinz Deutschland aufgehoben. (BH)

 

Foto: Entwurfzeichnung „Deutschordens-Konvent, Darmstadt“, Architekt BDA A. Otto Linder, Stuttgart Dezember 1950 (aus: DOZA, Ballei Deutschland 1).