10. April 2021

Dieses Jahr markiert ein Jubiläum in zweifacher Hinsicht: Zum einen jährt sich die Übertragung eines Güterkomplexes für die Frankfurter Ordensniederlassung durch das Oberhaupt des Heiligen Römischen Reichs am 10. April 1221, zum anderen ging vor 140 Jahren eine Ära zu Ende, die in der Geschichtsschreibung bislang weit weniger Beachtung gefunden hat: die Epoche der österreichischen Souveränität über die Kommende Sachsenhausen.

Die zu dieser gehörigen, zuvor dem aufgelösten Großherzogtum Frankfurt untergeben gewesenen Besitzungen in Weichbild und Peripherie der Stadt Frankfurt waren durch die Wiener Kongressakte mit Hoheits- und Eigentumsrechten im Juli 1815 dem Kaisertum Österreich zugefallen. Im Oktober 1836 erfolgte im Rahmen der Reorganisation des Deutschen Ordens innerhalb der Monarchie die Rückgabe der Kommende an den Hoch- und Deutschmeister unter ausdrücklicher Aufrechterhaltung der österreichischen Staatshoheit. Die wenig attraktiven Außenbesitzungen wurden durch einen Staatsvertrag vom März 1842 an die Freie Stadt Frankfurt veräußert, womit sich fortan die territoriale Ausdehnung der Deutschordenskommende nur mehr auf das Haupthaus, die Kirche und einige Nebengebäude unmittelbar südlich des Main erstreckte. Eine weitere Vereinbarung zwischen Kaiser, Ordenschef einerseits und der Stadt andererseits im September 1845 regelte spezielle Aspekte des staats- und kirchenrechtlichen Verhältnisses der verkleinerten Exklave zu ihrem Frankfurter Umland. Nach der Annexion der Freien Stadt durch Preußen im Oktober 1866 erkannte die österreichische Politik die Notwendigkeit, diesen isolierten Außenbesitz sobald als möglich abzustoßen, was nach langwierigen Verhandlungen durch einen Kaufvertrag zwischen dem Deutschen Orden und der Katholischen Gemeinde Frankfurt realisiert werden konnte. Dessen Ausführung im März 1881 bedeutete zugleich das Ende der Landeshoheit Österreichs über die Ordenskommende.

Somit beleuchtet der Beitrag sowohl einen kaum bekannten Abschnitt der österreichischen Staatsgeschichte als auch die beinahe ein halbes Jahrhundert währende zweite Phase der Präsenz des Deutschen Ordens in der Mainmetropole.

Dr. Berndt Schippler