Ein großer Zug aus den drei Zweigen der Ordensfamilie, befreundeten Ritterorden sowie dem Hochmeister und dem liturgischen Dienst begab sich dann über den Markt sowie durch die Domstraße, begleitet von einer Kapelle, deren Klänge an die Vergangenheit des Deutschen Ordens zu Zeiten der Donaumonarchie erinnerten. Der Orden hat eben eine lange, wechselvolle Geschichte, die sich auch in entsprechenden Musikstücken widerspiegelt wie der Hochmeisterfanfare aus dem 19. Jahrhundert, die exakt beim Einzug des erst vor gut einem Jahr gewählten Hochmeisters Frank Bayard erklang. Auch wenn der Brunnen der Ordensvergangenheit tief ist, erklärt sich ein Familiareninstitut nicht alleine nur durch die Historie. Und genau darauf nahm der Hochmeister in einer sehr grundlegenden Predigt Bezug, indem er ganz provokant im Sinne eines Protagonisten aus der Feuerzangenbowle die Frage stelle: „Was ist ein Familiare?“
Zwar lässt sich die Lösung in dem allen Ordensangehörigen bekannten „Regeln und Statuten des Deutschen Ordens“ finden, aber in der Frage steckt noch wesentlich mehr Potential. Es sind vor allem die Menschen, Brüder, Schwestern und Familiaren, welche die Charismen des Helfens, Heilens und auch Wehren leben. Und gleichsam wie der den Neufamiliaren übergebene Rosenkranz sind alle genannten Zweige menschliche Perlen in einer Kette, die sich mit ihren anvertrauten Talenten, welcher Art auch immer sie sind, in die Gemeinschaft des Ordens einbringen. Dieses Zusammenwirken aller Frauen und Männer im Dienst des Ganzen gehört für den Hochmeister zum prägenden Merkmal seiner Gemeinschaft. Selbstverständlich erzeugt das Zusammenwirken der unterschiedlichen Profile nicht nur Harmonie, sondern auch Spannungen, denen man jedoch mit Demut und dem Zurückstellen des eigenen Egos begegnen solle. Deshalb ist die Kreuzesbotschaft ebenfalls ein weiteres Charakteristikum des Deutschen Ordens. Wie bei der Betrachtung der Ordensfarben geht es aber darum, nicht bei der schwarzen Farbe des Kreuzes stehen zu bleiben, sondern den weißen Hintergrund nicht aus dem Blick zu verlieren, der für Hoffnungsglaube und Auferstehung steht.
Im Anschluss an die Predigt traten die Kandidaten einzeln vor den Hochmeister, gaben ihr Investiturversprechen ab und gelobten, den Orden durch Gebet, persönlichen Einsatz und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. Die Übergabe von Mantel bzw. Mozetta sowie Halskreuz an jeden Einzelnen Neufamiliaren gab der Investiturfeier ein besonderes Gepräge und bringt so zum Ausdruck, dass es im Familiareninstitut wirklich auf jeden einzelnen in der Gemeinschaft ankommt. Zu den Klängen der Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart wurde der feierliche Investiturgottesdienst fortgesetzt, der durch den persönlichen Aufnahmeritus des Hochmeisters fast drei Stunden dauerte.
Aus diesem Grund organisierten die Verantwortlichen aus der Komturei Franken einen schnellen Transport der Ordensfamilie zum Kongresszentrum mit Hilfe einer Sonderfahrt „Deutscher Orden“ durch die Würzburger Straßenbahn. Dort konnte den Gästen ebenfalls die militärische Vergangenheit des Ordens aus dem 18. Jahrhundert noch einmal sehr anschaulich optisch aber auch akustisch gezeigt werden. Denn die aus dem nicht weit entfernten Bad Mergentheim angereiste Abordnung der historischen Deutschorden-Kompagnie vom 1760 empfing die Gäste mit dreimaligen Salutschießen, eine sehr originelle Idee, welche aufgrund seiner ausgezeichneten Beziehungen nach Bad Mergentheim von Ehrenritter Dieter Salch umgesetzt wurde. Bei einem festlichen Essen und vielen guten Gesprächen klang der Nachmittag im Kongresszentrum des Hotels Maritim aus.
Dr. Dr. Thomas Richter FamOT
Vizekomtur Franken