Drei Tage in Freiburg im Breisgau vom 21. bis 23. Juni 2024, siebzehn Neufamiliaren und über zweihundertfünfzig Gäste – das sind die nüchternen Zahlen einer feierlichen und harmonischen Investitur zur Einkleidung und Aufnahme in die geistliche Gemeinschaft des Deutschen Ordens.
In Freiburg im Breisgau, der inoffiziellen Schwarzwaldhauptstadt, war der Deutsche Orden spätestens zur Mitte des 13. Jahrhunderts vertreten. Stadt und Orden haben Gemeinsames. Als ältester Stadtpatron wird der heilige Georg, unser Ordenspatron, verehrt, die Freiburger Fahne zeigt das Georgskreuz. Und das Freiburger Münster führt das Patronat „Unsere Liebe Frau“. Es ist Maria, der Gottesmutter und Schutzfrau des Deutschen Ordens geweiht. Die Deutschordenskommende Freiburg gehörte zur Deutschordensballei Schwaben-Elsass-Burgund und ist erstmals 1258 erwähnt. Das in der Salzstraße errichtete prächtige Palais ist im Zweiten Weltkrieg komplett ausgebrannt, beim Neubau wurde die Fassade mit erhaltenen Originalteilen rekonstruiert. Heute ist im Gebäude das Landgericht untergebracht. Seit einigen Jahren findet sich im Zentrum der Stadt das Katharinenstift als neue Einrichtung des Deutschen Ordens.
Am späteren Freitagnachmittag begannen die Investiturfeiern mit der Pontifikalvesper in der Kirche St. Martin am Rathausplatz in der Freiburger Altstadt, der Konventskirche der Dominikaner, die als franziskanische Klosterkirche bereits im frühen 13. Jahrhundert erbaut wurde. Ordensbruder Berthold Schwarz soll dort Mitte des 14. Jahrhunderts das Schwarzpulver erfunden haben. Offiziant und Prediger der Vesper war der Freiburger Weihbischof Dr. Peter Birkhofer. In seiner Homilie reflektierte der Herr Weihbischof die Sentenz „Meine Seele lobe den Herrn“, angelehnt an die Magnifikat-eröffnung „Meine Seele preist die Größe des Herrn“. Im Anschluss segnete Hochmeister Frank die geistlichen Zeichen – Kreuze, Mäntel und Rosenkränze – und übergab jedem Investiturkandidaten den Rosenkranz mit den Worten “Nimm den Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria. Er sei dir ein Zeichen, dass du ein Sohn Mariens bist. Bete ihn zu deinem Heil, zum Segen für die heilige Kirche und für unseren Deutschen Orden.“
Beim anschließenden Beisammensein und kleinen Abendessen im nahen Collegium Borromaeum, dem Freiburger Priesterseminar, konnten Kontakte gepflegt und Erinnerungen austauscht werden. Eingebettet war nach längeren Jahren wieder eine Vorstellung der Kandidaten. So konnten alle die neuen Familiaren kennenlernen und feststellen, dass die Ballei Deutschland interessante Persönlichkeiten gewinnt.
Nach Sightseeing am Samstagvormittag folgte der Höhepunkt des Wochenendes, das Pontifikalamt mit Investitur der Neufamiliaren im Freiburger Münster. Die vorangestellte und in der Konviktskirche des Priesterseminars vorgesehene Statio musste wegen starken Regens und zum Schutz der Paramente der Geistlichkeit im Münster selbst stattfinden und die Prozession ausfallen. In der vom Geistlichen Assistenten der Ballei, P. Jörg Weinbach, geleiteten Statio entwickelte der Offiziant Gedanken zum Selbstverständnis der Familiaren. So stelle sich jedem Neufamiliaren bei „Investitur“ die Frage: Was bin ich bereit zu „investieren“? Bin ich bereit, meine Talente in die Gemeinschaft des Ordens und der Kirche einzubringen? Oder vergrabe ich sie und halte sie verborgen? Die Ausführungen sind im Balleibrief 20/2024 vom 27. Juni 2024 nachzulesen.
Dem Pontifikalamt stand Hochmeister Frank vor, der neben öffentlichen Respektspersonen auch Vertreter des Malteser Ritterordens und der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem sowie die Balleimeister der Ballei Österreich und der Ballei „An der Etsch und im Gebirge“, Confratres der Selbständigen Komturei „Alden Biesen“ sowie einen Vertreter des Landkomturs des Ridderlijke Duitsche Orde Balije van Utrecht begrüßen konnte. Feierlich musikalisch gestaltet wurde die Liturgie durch den Freiburger Domchor, die Freiburger Domkapelle, die Freiburger Münsterbläser, den Domorganisten Prof. Matthias Maierhofer, alles unter Leitung von Domkapellmeister Prof. Boris Böhmann. Im Mittelpunkt der Feier standen die siebzehn neuen Familiaren, darunter drei Consorores. Nach der Bitte um Aufnahme, der Befragung der Kandidaten, dem Gebet über die Neufamiliaren gab jeder Kandidat dem Herrn Hochmeister das Familiarenversprechen in die Hand und erhielt durch den Ordensoberen das Kreuz mit den Worten „Nimm dieses Kreuz, Zeichen der Liebe Gottes und des Ordens. Wenn du dieses Kreuz trägst, bemühe dich, den Menschen ein gutes Vorbild in Wort und Werk zu sein, um damit zu erweisen, dass Gott mit dir und in dir ist. Dir sei es Kraft und Stärke im Leben, Trost und Zuversicht im Sterben, Ehre und Ruhm in alle Ewigkeit“ und den Mantel „Dein Herz freue sich, denn der Herr kleidet dich in Gewänder des Heils, er hüllt dich in den Mantel der Gerechtigkeit. Nimm diesen Mantel und folge dem Herrn“ überreicht.
Seine Predigt leitete Hochmeister Frank mit dem Ausspruch von Papst Franziskus „Wer sonst besiegt die Welt, außer dem, der glaubt?“ ein. Glauben gehe nicht, ohne Gott und die Menschen zu lieben. Glauben heiße aber auch, nicht nur fromme Worte machen, sondern handeln. Glaube spiegele sich im Umgang mit dem Gegenüber, in dem Christus aufscheint, im Helfen und Heilen des Ordenscharismas. Die Neufamiliaren sollte nicht die glanzvolle Geschichte, nicht die Tradition in den Orden geführt haben, sondern der Wunsch nach einer intensiveren Christusnachfolge, einer Vertiefung des Glaubens, letztlich die Sehnsucht nach Gott, gelebte Berufung. Einen Weg, auf den sie sich nicht allein machen müssten, sondern inmitten der Brüder, Schwestern, Consorores und Confratres. Ein Weg im Zeichen des Kreuzes, das sie tragen sollten, um ein gutes Vorbild zu sein und ein Gotteszeugnis abzulegen. Hochmeister Frank wünschte den Neufamiliaren, Gottes Liebe in ihrem Leben zu erfahren, auf dem Weg des Glaubens durchzuhalten, eine Heimat im Familiareninstitut und im Kreis der Brüder und Schwestern zu finden sowie Spaß und Freude an unserem Orden und den Menschen zu haben.
Eine Regenpause erlaubte nach dem Pontifikalamt unter den Klängen von Blasmusik einen großen Auszug aus der Kathedrale über den Münsterplatz ins Historische Kaufhaus zum Empfang im Innenhof und unter den Arkaden. Über die Kaiserstiege ging es dann in den Kaisersaal und den Rokokosaal zum Festessen. Nach guten Speisen und Getränken unterhielt sich eine bestens gestimmte Festgesellschaft angeregt auch noch in den Nachtstunden.
Ein Dankgottesdienst in Maria Hilf in der Wiehre, wiederum zelebriert von Hochmeister Frank, setzte den geistlichen Schlusspunkt der Investiturfeiern in Freiburg. In nachfolgender entspannter Runde bei einer Freiburger Langen Roten Wurst verabschiedeten sich die Gäste bis zu einem gewünscht nahen Wiedersehen.
Dank zu sagen gilt der Komturei „Am Oberrhein“, ihrem Komtur PD Dr. Elmar Kunz, seiner Ehefrau Gisela und seinem gesamten Team für die viele Arbeit bei der Vorbereitung und Durchführung der Investiturfeierlichkeiten. Alles war wohl geraten und gelungen. Vergelts Gott!
Die nächste Investitur findet vom 15. bis 18. Mai 2025 in Lübeck statt.
Thomas Jünger FamOT