Die am 14. September, dem Fest Kreuzerhöhung, in Anwesenheit des Hochwürdigsten Herrn Hochmeisters Frank Bayard auf der Marienburg eröffnete Ausstellung „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut…“, wurde symbolisch beendet am 17. November, dem Gedenktag der hl. Elisabeth von Thüringen im Generalkalender der Kirche. So haben zwei hohe Feste des Ordens den 65-tägigen Zeitraum markiert, in dem 67.000 Besucher des Burgmuseums die 784 Exponate sehen konnten, die die Anwesenheit des Ordens in Preußen dokumentierten. Dank der Bemühungen des Museums konnten Objekte aus vielen Museen , u.a. aus dem Vatikanischen Archiv, für die Ausstellung gewonnen werden.

Der Titel der Ausstellung ist dem Buch der Sprichwörter entnommen und wird in der Chronik des Peter von Dusburg dazu genutzt, den Deutschen Orden als Inbegriff der Weisheit in Preußen darzustellen, sie sich besonders mit der Marienburg in sichtbarer Weise ihr Haus gebaut hat. Das von einem Ordenspriester propagandistisch genutzte Zitat wirft auch in der heutigen Zeit die Frage nach einer ganzheitlichen Bewertung des Wirkens des Deutschen Ordens in Preußen auf, und gerade dieser Problematik war die vom Burgmuseum organisierte wissenschaftliche Tagung gewidmet. Innerhalb von drei Tagen (15.-17. November) trugen 36 Wissenschaftler ihre Ansichten vor: Historiker, Archäologen, Kunsthistoriker und Denkmalpfleger aus Polen, Tschechien, England und Deutschland. Präsentiert wurden die neuesten archäologischen Entdeckungen zu den Anfängen des Ordens in Preußen und auch die sich wandelnde Bewertung der polnischen Historiker bezüglich des Herbeiholens des Ordens ins polnisch-preußische Grenzgebiert.

Es wurden summarische Referate vorgetragen, die das kulturelle und historische Phänomen der Anwesenheit des Ordens in Preußen, das Verhältnis zwischen dem Orden und den pruzzischen Stämmen sowie die Rolle der Generalprokuratoren oder die verschiedenen Sichtweisen des Orden im Mittelalter von Seiten seiner Zeitgenossen aufzeigten. Hingewiesen wurde auf das materielle Erbe des Ordens: Architektur, Skulptur und Handwerk, wie auch auf die Wechselbeziehung zwischen den aufeinander stoßenden theologischen Ansichten im 14. und 15. Jahrhundert.

Der symbolische Abschluss der Ausstellung fand im sog. Kapitelsaal des Hochschlosses statt. Der Direktor des Burgmuseums, Dr. habil. Janusz Trupinda dankte allen für ihren Beitrag zum Erfolg der Ausstellung und erinnerte dabei daran, dass der Abschluss der Ausstellung gleichzeitig die Intensivierung der Arbeit an der Eröffnung der Ausstellung im Mai des kommenden Jahres bedeutet, die die polnische Zeit der Marienburg zum Inhalt hat. Die polnische Zeit der Marienburg ist vergleichsweise weniger bekannt als die Deutschordenszeit, deshalb soll die Ausstellung im kommenden Jahr mit einer wissenschaftlichen Tagung beginnen. Die diesjährige Ausstellung zur Deutschordenszeit, die im kommenden Jahr zur polnischen Zeit und die für das Jahr 2021 geplante Ausstellung über die weiße und schwarze Legende des Deutschen Ordens sollen das sog. Marienburger Triptychon bilden, eine Realisierung des Marienburger Burgmuseums unter der Leitung von Direktor Trupinda.

P. Piotr Rychel OT

Ausstellungseröffnung in Marienburg (Malbork)

Parallel zur Ausstellung fanden Workshops statt. Während des ganzen Ausstellungszeitraums waren im Presbyterium der Burgkirche Tische und Bänke aufgestellt, die von ihrer Konzeption her an den Aufbau des ehemaligen Chorgestühls erinnern sollten. Vor allem Kinder und Jugendliche konnten an diesem Ort mittelalterliche Kalligraphie lernen und Gipsmodelle der Burgmadonna bemalen, deren acht Meter großes Original sich in einer Außennische der Burgkirche befindet. Das alles fand bei mittelalterlicher Musik und der Betreuung durch die Burgmitarbeiter statt. Auf dem Burggelände wurden Waffen und mittelalterliche Kampfkunst präsentiert.