War es ein Wink des Schicksals? Drei Tage nach seiner Geburt am 21. März 1944 taufte P. Matthias Nachbauer als zuständiger Pfarrer in der Pfarrkirche St. Luzia in Unterinn/Ritten einen Knaben auf den Namen Johann Josef Sebastian. Wer hätte damals gedacht, dass aus Johann Platter, der wohlbehütet in eine Familie mit sieben Geschwistern hineingeboren wurde, einmal ein Deutschordenspriester und der 65. Hochmeister des Deutschen Ordens werden würde. Auf dem seinem Weg wurden ihm im Orden eine Vielzahl von Aufgaben und Ämtern übertragen, durch die er den Orden mitprägen konnte, nicht zuletzt auch durch seine Mitarbeit an der Ordensregel seit den siebziger Jahren. Über die Volkschule Unterinn kam er ans Franziskanergymnasium Bozen und entschied sich nach der Matura zum Eintritt in den ihm seit Kindesbeinen an vertrauten Deutschen Orden, wo er dann den Ordensnamen „Bruno“ annahm.

Es folgten das Theologiestudium an der Universität Innsbruck, die Feierliche Profess am 15.09.1969 und die Priesterweihe in Brixen. Nach einigen Jahren der wissenschaftlichen Arbeit als Assistent am Institut für Kirchenrecht in Innsbruck und der Promotion zum Dr. theol. im Jahre 1973 übernahm er bis zu seiner Wahl als Hochmeisters die Leitung des „Schülerheim Deutschhaus-Marianum“ in Bozen. U.a. war er in dieser Zeit Delegierter zu den Generalkapiteln 1982 und 1988, Vorsitzender der Liturgiekommission, Novizenmeister, Provinzökonom in der Südtiroler Ordensprovinz über 16 Jahre und zweitweise Provinzrat.

Wie er selbst sagt, für ihn überraschend, wurde er am 25. August 2000 zum 65. Hochmeister gewählt und am 29. Oktober des gleichen Jahres in Lana zum Abt benediziert. 2006 und 2012 wurde er vom Generalkapitel durch Wiederwahl im Amt bestätigt.  Beim letzten Generalkapitel am 22. August 2018 in Wien verzichtet er auf eine erneute Kandidatur. Auch wenn die achtzehn Jahre nicht frei von Schwierigkeiten waren, so lassen sich doch viele Weichenstellungen für die Zukunft des Ordens und seine positive Entwicklung nennen: der Wiederaufbau in Tschechien, die Bemühungen um eine Restitution der enteigneten Ordensgüter, die Kontakte mit Polen, die starke Förderung des laikalen Elementes durch den Ausbau des Familiareninstituts bis hin zur Errichtung von Balleien und Komtureien.

In seiner sehr persönlich und freundschaftlich gehaltenen Predigt beim Pontifikalamt in der Deutschordenskirche St. Elisabeth nahm Confrater Michael Dederichs, geistlicher Assistent der Familiaren der Komturei „An Rhein und  Ruhr“, Bezug auf die  Lesung aus dem Buch Exodus, als Moses zum Herrn sagte: „Hier bin ich“: Hier bin ich hat für Althochmeister Bruno als getaufter und gefirmter Christ und als geweihter Priester bedeutet, mit allem Können und aller Kompetenz Verantwortung zu übernehmen. Hier bin ich, so wie ich bin. Gott hat es gut gemeint mit Bruno Platter. Er hat ihm viele Fähigkeiten mitgegeben und unser Althochmeister hat diese Fähigkeiten Zeit seines Lebens ausgebaut. Vieles hat Hochmeister Bruno in Bewegung gebracht, es in Ruhe und „in Suavitate Spiritus“ durchgestanden und zu einem guten Ende gebracht. Cfr. Dederichs zitierte aus der Lesung einen weiteren Satz Gottes an Moses „Und jetzt geh“. Wir sind mit einem klaren Auftrag in diese Zeit gestellt, zu gehen und mitzugestalten, zu gehen und Sauerteig sein, gehen und in dieser säkularen Welt ein Zeugnis für Jesus Christus und seine froh machende Botschaft abzugeben. Mögen die Wünsche „Ad multos annos“ und dieser Auftrag auf viele Jahre Wirklichkeit werden.

Nach dem Gottesdienst versammelte sich die Ordensfamilie zusammen mit der eigens aus Südtirol angereisten Verwandtschaft des Jubilars und vielen Weggefährten sowie ehemaligen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von Althochmeister Bruno im Innenhof des Hochmeisteramts in der Singerstraße in Wien. Bei strahlendem Sonnenschein und fast schon frühsommerlichen Temperaturen ließen alle den Jubilar bei einem Sektempfang hochleben. Anschließend lud sein Nachfolger Hochmeister Frank Bayard zu einem gemeinsamen Mittagessen in die Räumlichkeiten des Hochmeisteramts ein.

Prof. Dr. Michael Schörnig FamOT

Familiarenreferent

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Predigt zum 75. Geburtstag von

Hochmeister em. Dr. Bruno Platter OT

Exzellenzen,

lieber Jubilar, Althochmeister Bruno,

lieber Hochmeister Frank,

liebe Mitbrüder,

verehrte ehrwürdige Schwestern,

liebe Consoror und Confratres,

liebe Schwestern und Brüder!

heute können wir Geburtstag feiern, denn heute hat er Geburtstag, unser lieber Althochmeister Dr. Bruno Platter. Heute Geburtstag? War ich gestern vielleicht zulange irgendwo und hab den wunderbaren Wiener Wein getrunken? Nein, heute hat er Geburtstag, denn heute ist sein Tauftag. Zum 75. Mal jährt sich der Tag, an dem Bruno Platter, damals Johann Platter, das Sakrament der Taufe empfangen hat und neben dem Tag an dem man als Mensch zur Welt kommt, ist der Tauftag doch ein ganz besonderer Tag und nur so ganz nebenbei, verehrte Schwestern und Brüder, kennen Sie Ihren Tauftag? Ohne Geburtstag kein Tauftag, das ist richtig. Aber durch die Taufe werden wir durch Wasser und heiligem Geist neugeboren und so können wir – und das ist schön – beides feiern und werden hier in dieser großen Gemeinschaft zu Helferinnen und Helfern der Danksagung für Dich.

Mitten im zweiten Weltkrieg, am 21. März 1944, erblicktest Du auf dem Bühlerhof in Unterinn das Licht der Welt und direkt am Anfang Deines Lebens spielte schon der Deutsche Orden eine Rolle, denn durch Pater Mathias Nachbauer OT wurde Dir das Sakrament der Taufe gespendet.

Weitere Stationen Deines Lebens:

Volksschule in Unterinn, Franziskanergymnasium in Bozen und dann, mit 19 Jahren, der Eintritt in den Orden der „Brüder und Schwestern vom Hause Sankt Mariens in Jerusalem“.

Am 11. September 1963 wurde aus „Johann Josef Sebastian“, auf dem Maturazeugnis stand Giovanni, der Ordensbruder mit dem Namen „Bruno“. Mich als Kölner Diözesanpriester freut es sehr, Bruno von Köln, der Gründer der Kartäuser, Dein Ordensname!

Weitere Stationen Deines Lebensweges waren das Theologiestudium an der Universität Innsbruck, feierliche Profess am Eröffnungstag des Reform-Generalkapitels, es war 15. September 1969. Es folgte die Priesterweihe am 29. Juni 1970 und die Primiz in Unterinn. Du setztest Dein Theologiestudium fort und wurdest Universitäts-Assistent am Institut für Kirchenrecht an der Universität Innsbruck, und promoviertest zum Doktor der Theologie. Du hast viel Erfahrungen sammeln können in dem Orden, der Dir neben Deiner geliebten Heimat Südtirol auch eine Heimat geworden ist.

Weitere Stationen:

Delegierter bei zwei Generalkapiteln

Vorsitzender der Liturgiekommission

Provinzökonom

Provinzrat

Wahl zum 1. Provinzrat

Aber dann, am 25. August 2000, änderte sich Dein Leben schlagartig. Du warst spazieren auf den Höhen der Berge und das Wahlkapitel bestimmte Dich für die Höhe des Deutschen Ordens, Du wurdest zum 65. Hochmeister gewählt. 2006 und 2012 erfolgte die Wiederwahl. Und jetzt Emeritus „Alt-Hochmeister“. Es geht jetzt nicht darum, Dein Leben, Deine Verdienste aufzuzeigen, denn ich bin sicher, alle wünschen Dir noch viele Jahre und in 25 / 30 Jahren bei Deinem Requiem ist es dann noch Zeit, Deine Verdienste aufzuzählen.

Eben, in der langen Lesung aus dem Buch Exodus, gab es zwei Sätze, ganz kurze Sätze, die sicherlich auch in Deinem Leben eine Bedeutung hatten. Aber nicht nur für Dein Leben, für unser Leben. Denn wir sind auch hineingestellt in dieses Leben als Christen. Wir sind getauft und gefirmt und als Christen dazu berufen, Verantwortung in dieser Welt, die ja irgendwie immer wirrer zu werden scheint, zu übernehmen, besonders in der Kirche. Es sind zwei Sätze, die nur jeweils aus drei Wörtern bestehen, aber diese drei Wörter, die haben es geballt in sich!

„Hier bin ich“

so lautet der erste Satz. So sagt Mose, als Gott ihn mit seinem Namen rief. Hier bin ich, das bedeutet, dass ich da bin und auf den Anruf Gottes, auf den Auftrag Gottes reagiere. „Hier bin ich“ bedeutet, hier stehe ich mit meiner Person, mit meinen Fähigkeiten, mit meinem Können, meiner Kompetenz, aber auch mit meinen Fehlern und Schwächen, kurzum, hier stehe ich so, wie ich bin.

Gott hat es mit Bruno Platter gut gemeint. Er hat es mit jedem von uns gut gemeint. Er hat unserem Althochmeister viele Fähigkeiten gegeben, die nicht brach liegen, sondern die ausgebaut wurden. Das macht unser Alt-Hochmeister noch heute. Er hat WhatsApp für sich entdeckt und das zeigt, dass er offen ist für moderne Formen der Kommunikation, die reitenden Boten, die laufenden Herolde, die es früher im Deutschen Orden gab, sind nun endgültig Geschichte. „Hier bin ich“, das bedeutet den vorbehaltlosen Einsatz für die frohmachende Botschaft Jesu Christi. Der vorbehaltlose Einsatz für die Kirche und für die Menschen, die zu dieser Kirche gehören und auch darüber hinaus, denn für alle ist Jesus Christus Mensch geworden. Für alle ist Jesus Christus gestorben. Den ganzen Menschen mit all seinen Fähigkeiten und Begabungen, fordert der Herr. Wir sollten, aber besser gesagt müssen, die Gaben einsetzen, die wir vom Herrn erhalten haben. Ja, diese Gaben hat Bruno Platter eingesetzt. Ein wahnsinnig starkes Nervenkostüm, eine Ruhe, ein in sich ruhen, aber auch ein in Gott ruhen und so sagt sein Wahlspruch als Hochmeister „In suavitate Spiritus“ in der Sanftmut des Geistes eine ganze Menge über ihn aus. Dieses Wort aus der Prima Regula war ein Leitwort, das unseren Hochmeister in seiner Amtszeit begleitet hat, das wichtig für ihn war. Die starken Nerven waren wichtig, als es zu der Finanzkrise der Deutschen Brüderprovinz kam. Die starken Nerven waren wichtig als wir deutschen Familiaren Dir das Leben immer wieder mal schwer gemacht haben.

Du hast es in Ruhe durchgestanden und zu einem guten Ende geführt. „Hier bin ich“, Du warst da für Gott, für den Orden und für die Menschen.

Dann der nächste, der zweite wichtige Satz, bestehend aus drei Worten. Gott kommt zu Wort und Gott sagt:

„Und jetzt geh“

mach dich im Auftrag des Herrn auf den Weg, sei ein Dienstmann Gottes. Dienen ist nicht mehr unbedingt populär. Kinder lernen nicht mehr, einen sogenannten „Diener“ zu machen und jeder wäre lieber Chef als der Diener. Aber Ämter in der Kirche sind Dienstämter. Und wir haben eine dienende Kirche und Papst Franziskus sagt ganz genau, wo der Platz dieser Kirche ist, nämlich an den Rändern, als dienende Kirche für diejenigen, die es nicht so gut haben, für die es schwer im Leben ist. „Und jetzt geh“, in Bewegung sein für Gott und Du hast Vieles in Bewegung gebracht. Sei es der Ausbau der tschechischen Brüderprovinz, unser großartiges Gymnasium in Olmütz und das Konservatorium. Der missionarische und kulturelle Auftrag des Ordens wurden dadurch verwirklicht. Und der Auftrag „Und jetzt geh“ hat Dich auch nach Polen geführt. Hier sei nur an das Jubiläum der Schlacht von Tannenberg erinnert, Deine Ansprache an die polnische Nation, Segnung der Hochmeisterkrypta auf der Marienburg und des Marienmosaiks.

Du hast Dich für den Deutschen Orden, nicht nur als Hochmeister eingesetzt. Du hast Verdienste erworben, weil diese drei Worte in diesen beiden Sätzen „Hier bin ich“ und „Und jetzt geh“ in Deinem Leben immer wieder eine Rolle gespielt haben.

Predigten zu einem Jubiläum, zu einem hohen Geburtstag sind ein schwieriges Unterfangen. Denn zum einen müssen die Verdienste desjenigen, der uns zu Helfern seiner Danksagung gemacht hat, erwähnt werden, aber wir sind eben nicht auf einem Begräbnis. Und dieses „Ad multos annos“, es ist, glaube ich, von uns allen aus vollem Herzen gemeint. Wir als Getaufte und Gefirmte, wir alle sind von Gott gesendet, es mag vielleicht in einem besonderen Maße auf diejenigen zutreffen, die sich engst mit Gott verbunden haben, in einer besonderen Berufung stehen, aber als Getaufter/Getaufte, als Gefirmter/Gefirmte ist jeder Christ berufen, Sauerteig für die Welt zu sein. Sauerteig sorgt dafür, dass es gärt. Und es gärt in dieser Welt, es gärt in dieser Kirche. Wir haben Turbulenzen in der Welt und in der Kirche und es ist wichtig, dass wir uns einbringen, dass wir dafür sorgen, dass die Kirche, die Braut Christi, wieder so dasteht, dass sie anziehend ist. Ein für Viele längst vergessener Erzbischof von Köln, Josef Kardinal Höffner, hat einmal gesagt: „Die Kirche ist die Braut Christi, aber sie ist eine Braut mit Runzeln und Falten, aber sie ist die Braut Christi“. Es liegt an uns, an uns allen, dass diese Braut wieder attraktiv wird, dass diese Braut wieder anziehend wird und unsere Botschaft, die frohmachende Botschaft, wieder viele Menschen erreicht und viele Menschen Jesus Christus als den Freund ihres Lebens sehen.

„Und jetzt geh“ – eine Botschaft an uns. Lieber Bruno, für Dich hat mit der Emeritierung ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Du bist viel zu lebendig, viel zu agil, um die Hände in den Schoß zu legen und ich glaube, wir wünschen alle, dass Du Dein enormes Wissen, Deine vielfältigen Fähigkeiten, für diesen Orden nutzbar machst, einbringst. Dass Du in diesem Orden als kluger Ratgeber und vielleicht für viele Schwestern und Brüder als geistlicher Begleiter dafür sorgst, dass sich Menschen auf den Weg machen, hin zu Jesus Christus und in seiner Kirche dienen. Ich wünsche Dir sicherlich stellvertretend für uns alle noch viele glückliche Jahre, Kraft und Gottes reichen Segen.

Michael Dederichs FamOT