Am 29. Februar und 1. März kamen die Familiaren der Komturei „An Elbe und Ostsee“ mit ihren Familienangehörigen und Gästen auf dem Rittergut Lucklum in Niedersachsen zu einem Einkehrwochenende zusammen. Lucklum war bis zum Jahr 1809 Sitz des evangelischen Landkomturs der Ballei Sachsen des Deutschen Ordens. Auf Einladung der Komturei war aus Wien S.E. der Hwst. H. Hochmeister P. Frank Bayard angereist und bereicherte mit seiner Anwesenheit und mit seinen Beiträgen den Austausch zwischen den Teilnehmern der Einkehr.

Im Mittelpunkt des Programms stand die Frage des Selbstverständnisses des Deutschen Ordens im Jahr 2020 sowie des Selbstverständnisses der Familiaren des Deutschen Ordens als dem Orden affiliierte Wohltäter. Zunächst hatten die Familiaren der Komturei am Samstag vormittag im kleinen Kreis Gelegenheit, auf der Grundlage eines in der Komturei verfaßten Diskussionspapiers ihr Selbstverständnis als Familiaren im Lichte aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen zu reflektieren und sich auf die spätere Diskussion mit dem Hochmeister vorzubereiten. Gegen Mittag traf der Hochmeister ein, und es schloß sich ein Kennenlernen im Rahmen eines Mittagessens im alten Rittersaal des Gutes an. Den Rittersaal zieren Gemälde der Landkomture, der Hochmeister, preußischer Könige und der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ermöglichen über die Verbindung mit der Baugeschichte der alten Kommende einen Blick in 1.000 Jahre deutsche Geschichte.

Die Nachmittagssitzung eröffnete Hochmeister P. Frank Bayard mit einem Vortrag über „Anspruch und Wirklichkeit des Deutschen Ordens im Jahr 2020“. Er näherte sich dem Thema über drei Leitfragen: „Woher kommen wir?“, „Wohin gehen wir?“ und schließlich „Was ist der Sinn unseres Daseins als Orden“.  Dabei fokussierte er auf den Auftrag des Helfens und Heilens, der sich u.a. in den Werken des Ordens manifestiere, und betonte die Gebets- und Glaubensgemeinschaft des Ordens, aus der alle Ordensangehörigen und die Familiaren besondere Kraft und Verbundenheit schöpfen könnten. Aus dieser inneren Stärke heraus ergehe schließlich der Auftrag der Sendung nach außen, dem Aufbau des Reiches Gottes auf Erden. Als ein praktisches Anwendungsbeispiel nannte der Hochmeister das Mitwirken des Ordens an einer christlichen Führungskultur. An den Vortrag schloß sich eine längere Aussprache mit dem Hochmeister zu verschiedenen Fragen des Selbstverständnisses des Ordens und der Familiaren an, bevor sich die Gruppe am Abend im „Bayrischen Hof“ in Wolfenbüttel zu einem gemeinsamen Abendessen einfand. Mit der gemeinsam gebeteten Komplet wurde dieser intensive Tag  schließlich offiziell beendet.

Am nächsten Morgen zelebrierte der Hochmeister die Hl. Messe in der ehemaligen Deutschordenskirche des Rittergutes, die heute von der evangelischen Gemeinde genutzt wird. Mit uns feierte die evangelische Gutspfarrerin, die sich an der Geschichte des Deutschen Ordens äußerst interessiert zeigte. Eine Führung über das Gelände der alten Kommende und ein anschließender Umtrunk bildeten den Abschluß dieses eindrucksvollen Einkehrwochenendes, an dem die Gemeinschaft des Deutschen Ordens gelebt wurde und eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstverständnis stattfand.

Dr. Christian Pernhorst FamOT