Im Rahmen einer Pontifikalvesper in der Würzburger Neumünsterkirche, welcher der Würzburger Bischof Franz Jung vorstand, wurden die Rosenkränze der Neufamiliaren gesegnet. In seiner Predigt entfaltete der Bischof das Charisma des Deutschen Ordens an der Symbolik des Mantels, mit dem die Neufamiliaren eingekleidet werden.

Ein Kleidungsstück ist nicht nur ein Gebrauchsgegenstand, sondern steht für eine neue Identität, die man durch dessen Anlegen erhält. Dieser Zusammenhang wird in der christlichen Existenz auf ganz besondere Weise deutlich, wenn den Täuflingen ein weißes Kleid übergeben wird, welches das neue Dasein in Christus sichtbar zum Ausdruck bringt. Der Mantel des Familiaren hat eine ähnliche Bedeutung. Er steht als äußeres Zeichen und Erkennungsmerkmal für eine Form von Berufung und Aufgabe, die man zu erfüllen hat. Auch wenn man im Alltag den Ordensmantel nicht trägt, so erinnert er tagtäglich an die Pflichten des Familiaren im Gebet aber auch in der tätigen Nächstenliebe, die man in einem oft nicht einfachen Umfeld seinen Mitmenschen erweisen soll. Diese Berufung ist aber nicht nur als Bürde zu sehen, sondern verleiht dem Mantelträger eine neue Würde, welche ihn noch tiefer mit der Nachfolge in Christus verbindet. Fasziniert von den drei Ordensheiligen Maria, Elisabeth von Thüringen und Georg ging der Würzburger Bischof auf die drei Aufgaben des Deutschen Ordens ein: Helfen, Heilen und Wehren. Die Kraft, um diese drei Charismen des Ordens zu leben, schöpft der Familiare jedoch im Sinne Katharinas von Siena aus seiner „inneren Zelle“, für deren Schutzraum der Ordensmantel eines jeden Familiaren steht.

Sichtlich bewegt und ergriffen von den Worten des Bischofes begaben sich die Gäste zum Staatsempfang in der Würzburger Residenz. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann freute sich über die Anwesenheit des Hochmeisters in der Würzburger Residenz, welche bis zur Säkularisation im Besitz der Fürstbischöfe war und jetzt Eigentum des Freistaates Bayern ist. Die sich in der Geschichte herausbildende Trennung von Kirche und Staat und die damit einhergehende religiöse Toleranz als Resultat der Aufklärung sei, so der Innenminister, zwar eine Errungenschaft der Moderne. Religionsfreiheit sollte aber nicht als Ausdruck von Beliebigkeit und Profillosigkeit verstanden werden. Gerade im 21. Jahrhundert benötigt man ein mutiges christliches Bekenntnis verbunden mit tätiger christlicher Nächstenliebe, wie es der Deutsche Orden seit Jahrhunderten lebt. In seiner Erwiderung dankte der Hochmeister Frank Bayard dem Innenminister für die Wertschätzung des Ordens durch den Freistaat Bayern und überreichte ihm ein Weinpräsent sowie ein Buch zur körperlichen und geistigen Stärkung.

Den Abschluss des Tages, der bereits am Vormittag mit Stadt – und Domführungen, einem Besuch im Atelier des Confraters und Diplom Restaurators Georg Pracher begonnen hatte und sich in einer Mittagsmeditation in der Kirche St. Peter und Paul fortsetzte, bildete der Begrüßungsabend im historischen Stückfasskeller der Residenz. Aufgrund der zahlreichen Gäste, die sich zu dieser Investitur angemeldet hatten, musste für dieses Ereignis noch zusätzlich der „Rotweinkeller“ in der Residenz angemietet werden, was der guten Stimmung aber keinen Abbruch tat. Bei köstlichen Frankenweinen aus dem „Staatlichen Hofkeller der Residenz“ in Verbindung mit einem fränkischem Hochzeitsessen stellten sich 32 Kandidaten für das Familiareninstitut in zwei getrennten Gruppen in den beiden Kellern vor. Auch diese organisatorische Herausforderung meisterte der gastgebende Komtur Simon Kuttenkeuler mit Bravour und sorgte somit für einen schönen und heiteren Abschluss des zweiten Investiturtages in Würzburg.

Dr. Dr. Thomas Richter FamOT

Vizekomtur Franken