von Hochmeister Frank

Was für eine Diskrepanz… wie schnell der Weg vom „Hosanna“ hin zum „Ans Kreuz mit ihm“… nicht einfach Schwarz und Weiß, vieles liegt doch dazwischen… nicht nur für die Kirche existentielle Dinge, wie die Einsetzung der Eucharistie, des Priestertums, des Dienstauftrages in der Fußwaschung… was ist mit den Handelnden, was ist mit ihren Schicksalen?

In erster Linie natürlich Jesus, der den Weg des Leidens geht, der das Kreuz nimmt für uns, für das Heil der Welt… aus Liebe und weil wir Menschen uns nicht selbst retten können… was wird in ihm vorgegangen sein in dem Moment, wo er unter dem Jubel der Masse in Jerusalem einzieht, wissend, dass er damit die Hohenpriester und Pharisiäer noch mehr in Angst versetzt?… Sie, die so blind sind dafür, dass da vor ihren Augen Heil geschieht, dass Gott die Verheißung des alten Bundes eingelöst hat in diesem Jesus…blind sind, weil sie Angst um ihre Privilegien und ihre Macht haben…. Jesus wirkt machtlos am Kreuz und ist doch der wahre Herrscher dieser Welt.

Da ist Judas Iskariot, der Freund, der zum Verräter wird und mit der Schuld letztlich nicht leben kann… auch mit ihm teilt Jesus das Brot, auch ihm wäscht Jesus die Füße…liebevolles Nachgehen bis zu dem Moment, wo der Mensch in freiem Willen sein „Nein“ zur Erlösung spricht. Wann ist der Punkt, wo Judas sich von Christus abwendet, wann wird die Enttäuschung darüber, dass seine messianischen Erwartungen nicht mit dem Weg Jesu vereinbar sind so übermächtig, dass sie die Liebe, die Freundschaft zu Jesu aufzehrt? Des Mannes, dem er gefolgt ist, dessen Reden er gehört, dessen Wunder er gesehen hat… Dreißig Silberlinge … eine kleine Summe für das Leben eines Menschen, ein Sklave war mehr wert in der Antike … dreißig Silberlinge um den Sohn Gottes ans Kreuz zu liefern, den, der ohne jede Schuld allen immer nur Gutes getan hatte … wie viel ist ein Leben heute wert? Gibt es sie nicht auch heute, die, die für ein paar Münzen über Leichen gehen? Die, die Würde des Menschen mit Füßen treten?

Und da ist Petrus, der den Herrn trotz seiner vollmundigen Reden verleugnen wird… drei Mal… weil er Angst hat und er erst durch die Tränen des Versagens und dem Bewusstwerden wie sehr er Jesus liebt, zum Fels der Kirche werden kann, er seinen Weg erst finden muss.

Und da sind wird, nicht nur Zuseher, sondern auch Protagonist, Teil des Geschehens, nicht nur, weil wir auch bisweilen schnell wechseln vom „Hosianna“ zum „ans Kreuz mit ihm“… nicht nur, weil in uns allen auch die Angst eines Petrus im Hof des Hohenpriesters und die Enttäuschung eines Judas Iskariot zu finden ist…sondern auch, weil wir uns eben nicht selbst retten können, sondern Erlösung uns nur dann zuteil wird, wenn wir sie zulassen, wenn den Heilswillen Gottes an uns wirken lassen und zulassen von ihm geliebt zu werden, trotz unserer SChuld, trotz unseres Versagens. Denn diese Liebe Gottes ist die Grundlage für all das, was wir dieser Woche memorieren und feiern.

Ihr

+ Frank Bayard

Hochmeister