Das gab es noch nicht – drei Investituren en suite am vergangenen  Wochenende in der Kommende Frankfurt-Sachsenhausen. Die Ballei Deutschland und die Komturei „An Rhein und Main“ feierten zu einem besonderen Jubiläum. Nunmehr seit 800 Jahren ist der Deutsche Orden in Frankfurt am Main ansässig. Mit einer am 10. April 1221 im fernen Tarent ausgestellten Urkunde schenkte Kaiser Friedrich II. dem Orden „das Haus in Sachsenhausen mit Hospital, Kirche und allem Zubehör“ und das „auf ewig“, wie die Urkunde ausweist.

Die Umstände zwangen zur Beschränkung auf das Pontifikalamt in der Deutschordenskirche, lenkten damit aber den Blick auf das Wesentliche der Investitur, die feierliche Einkleidung und Aufnahme in eine geistliche Gemeinschaft, um Christus und seiner Kirche durch Gebet und tatkräftige Hilfe zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen zu dienen.

Verteilt auf Freitag, Samstag und Sonntag wurden einundzwanzig Consorores und Confratres aus acht Komtureien in das Familiareninstitut des Deutschen Ordens aufgenommen. Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein zogen die Kandidaten zusammen mit dem Balleivorstand und den Komturen sowie angeführt von der Standarte der Ballei Deutschland zu festlichen heiligen Messen in die über 700 Jahre alte Deutschordenskirche ein. In den Pontifikalämtern unter Celebrans Seiner Exzellenz, des Hochwürdigsten Herrn Hochmeisters, Generalabt Frank Bayard OT folgten auf den Wortgottesdienst die Feier der Investitur mit Aufruf der Kandidaten, Aufnahmebitte und Aufnahme, Segnung der geistlichen Zeichen (Kreuze, Mozetten, Mäntel und Rosenkränze), Befragung der Kandidaten, Investiturversprechen, Gebet über die Neufamiliaren und Übergabe der Familiarenzeichen mit Einkleidung.

Seine Exzellenz stellte seine Homilie unter die Leitworte Zuversicht – Hoffnung – Verantwortung, anknüpfend an die Tageslesung aus dem zweiten Korintherbrief, in dem der Apostel Paulus schreibt „Wir sind immer zuversichtlich“ (2 Kor 5,6–10). Zuverzicht ist die Grundhaltung des Christen. Er kann auf Gott vertrauen, der wachsen lässt. Christus ist das Zentrum mit den Heiligen als Fürsprechern. Denn Gott erlöst mit uns und nicht gegen uns, er verlangt keine Opfer, sondern opfert sich selbst, er ist in uns und wir mit ihm, wir haben bei ihm eine ewige Wohnung und in der Kirche trotz ihrer Fehler und ihres Versagens eine Heimat. Es ist eine Kirche der offenen Tür, die sich feiernd um Christus versammelt, ein großer Raum, in den alle eintreten können – Gerechte und Sünder. Hoffnung zeigt sich im Kreuz, in dem Heil und Erlösung geworden ist. Das Kreuz ist Symbol des Ordens und Zeichen der Liebe Gottes. Schwarzes Kreuz auf weißem Grund – im Tod wird die Auferstehung sichtbar, aber auch ohne Karfreitag kein Ostern. Für ein Leben unter dem Zeichen des Kreuzes gibt uns Gott Kraft, sein Geist führt uns. Gottes Wirken macht Schwaches zu Starkem, so den Deutschen Orden vom Feldspital zum Ordensstaat, aus fünf Rittern und dreizehn Priestern im Jahr 1835 eine wieder aufblühende Gemeinschaft, aus drei Schwestern aus Zams mehrere Hundert, aus wenigen Marianern in weniger als sechzig Jahren fast eintausend Familiaren. Auch an uns selbst macht sich Gottes Wirken bemerkbar. Dazu müssen wir Gottsuchende sein, den eigenen Durst nach Gott erkennen und in der Gemeinschaft des Ordens andere zur Quelle führen. Verantwortung haben wir für die Schöpfung, die uns anvertrauten Menschen, auch für unser Tun und Nichtstun. Daher sollen wir das Ordenscharisma Helfen und Heilen befolgen, gemäß dem Familiarengebet im Eifer der Gottessuche nicht erlahmen und auch das Investiturversprechen des persönliches Einsatzes und der tatkräftigen Hilfe mit Leben erfüllen. Seine Exzellenz bat die Neufamiliaren abschließend um Offenheit, Gestaltungsbereitschaft, Christsein im Alltag und Freude in und an der Ordensfamilie.

Der Eucharistiefeier folgte der Pontifikalsegen mit der Sachsenhausener Monstranz, einem Reliquiar mit einem Partikel des heiligen Kreuzes, und der feierliche Auszug.

Für einen gebührenden musikalischen Rahmen sorgte das Vokalquartett K-Quadrat unter Leitung von Benedikt Milenković. Dargeboten wurde die Missa brevis in G-Dur „Pastoralmesse“ vom Wolfgang Amadeus Mozart (KV 140).

An den kirchlichen Teil der Investitur schloss sich ein Empfang der Ballei im Rittersaal der Kommende mit Gruß- und Dankesworten Seiner Exzellenz, des Balleimeisters Dr. Klaus-Werner Schulte, des Komturs Thomas Jünger und Vertretern der Neufamiliaren an. Bei einem Imbiss und Sekt oder Wein wurden die Erlebnisse im Arkadengang und im Innenhof der Kommende eifrig besprochen, alte Bekanntschaften bestätigt und neue geknüpft. Allseits war die Freude und die Erleichterung, dass persönliche Treffen in etwas größerem Kreis wieder möglich sind, spürbar. Und die Erinnerung aller an drei schöne Investituren wird bleiben. Unserem Herrn sei Dank für seine schützende Hand über den Feierlichkeiten.

Thomas Jünger FamOT
Komtur