Die Verehrung der heiligen Elisabeth ist durch ihren Wirkungs- und Begräbnisort Marburg eng mit dem Deutschen Orden verbunden. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der moderne Lichtschrein auf seiner Reise vom 2. bis 7. Februar 2019 auch in der Deutschordenskirche in Wien Station macht.

Das Kunstwerk wurde 2014 von Philipp Schönborn – dem Bruder des Ehrenritters Christoph Kardinal Schönborn – geschaffen. Anregung zu diesem Kunstwerk fand Philipp Schönborn in dem besonderen Umstand, dass zwar die Grablege der Patronin der Caritas erhalten, aber ihre Gebeine in der Reformationszeit zerstreut wurden. Die Schädel- und Beinreliquien fanden schließlich durch den Hochmeister Erzherzog Maximilian von Österreich 1588 ihren Weg in das Klarissenkloster nach Wien und nach Aufhebung desselben durch Joseph II. in das Kloster der Elisabethinen in der Landstraße, wo sie heute in der Klausur aufbewahrt und am Elisabethfest in der Kirche zur Verehrung ausgestellt werden.

Die leuchtend bunten – vom Künstler unscharf gezeichneten – Bilder des sargartigen Schreins stammen aus dem mittelalterlichen Elisabethfenster in der Marburger Elisabethkirche und zeigen das kurze Leben der ungarischen Königstochter Elisabeth: Wie sie nach dem frühen Tod ihres Mannes dem höfischen Leben entfloh und sich ganz der Sorge um Speisung und Pflege der ärmsten und kranken Menschen widmete.

Die Oberseite des Schreines zeigt die Heilige in weißem Schleier auf einem Kissen ruhend – wie sie auf der Deckplatte ihres Hochgrabs in Marburg zu sehen ist. Über ihrem Grabmal wurde in Marburg die Elisabethkirche errichtet.

Bei der Präsentation des Schreines in der Elisabethkirche ging Althochmeister Dr. Bruno Platter auf die engen Beziehungen des Ordens zu seiner Patronin Elisabeth ein. Er erinnerte daran, dass der Deutsche Orden knapp drei Jahre nach Elisabeths Tod ihr Franziskusspital in Marburg übernahm und im selben Jahr 1234 auch erfolgreich den Heiligsprechungsprozess bei Papst Gregor IX. vorantrieb, der Elisabeth von Ungarn, die Landgräfin von Thüringen, am Pfingstfest, 27. Mai 1235 in Perugia in die Schar der Heiligen aufnahm. Um die Verehrung der neuen großartigen Heiligen in allen Landen zu verbreiten und zu fördern ließ sich Hochmeister Hermann von Salza vom Papst gleich ein Dutzend Heiligsprechungsurkunden ausfertigen und ordnete den Bau der berühmten Elisabethkirche über ihrem Grab an. Die Erhebung der Gebeine und feierliche Grablegung gestaltete sich im Jahr darauf zu einem überwältigenden religiösen Fest, zu dem Kaiser Friedrich II. und Hochmeister Hermann von Salza aus tiefem Respekt vor der ungewöhnlichen Heiligen, ihrem franziskanischen Armutsideal und ihrer Liebe zu den Armen und Kranken barfuß in die Kirche einzogen.

Im Beisein des Künstler Philipp Schönborn und seiner Frau Dr. Annette Schönborn lobte der Zelebrant die künstlerische Initiative, die historische und spirituelle Dimension der Verehrung der heiligen Elisabeth ins Heute zu versetzen. Nachdem der Lichtschrein nun schon in Erfurt, Sayn, Naumburg und im Wiener Stephansdom zu sehen war, wird er ab 9. Februar im Martinsdom zu Bratislava Aufstellung finden.

Das Verweilen und Innehalten vor diesem Kunstwerk ist eine Einladung, sich auch der eigenen Sterblichkeit bewusst zu werden und angesichts der Begrenztheit unseres Lebens das leuchtende Beispiel der heiligen Elisabeth zu betrachten: Was sie alles in ihrem kurzen Leben vollbrachte und wie ihre Liebe zu den Menschen weiterwirkt – bis heute.

Christian Herrlich Fam OT