von Hochmeister Frank
Karfreitag… Geprägt vom Leiden und Sterben des Herrn, von der Einsamkeit und Hilflosigkeit, aber auch von der Liebe. Es ist der vorläufige Höhepunkt der Liebe Gottes zu den Menschen, zu mir, zu uns. Was in dunkler Nacht in Bethlehem im Holz der Krippe seinen Anfang nahm, erreicht am harten Holz von Golgotha den Höhepunkt der Solidarisierung Gottes mit den Menschen.
Mit der geschundenen Kreatur dort am Kreuz hängt – ausgespannt zwischen Himmel und Erde – Gottes Sohn: Wahrer Gott und wahrer Mensch. Er stirbt für die Menschen, stirbt für mich, stirbt für uns. Dieser, der dort am Kreuz hängt ist sichtbarer Ausdruck dessen, wie weit Gott zu gehen bereit ist, um den Menschen Erlösung zu schenken. Das Kreuz ist die logische Folge des gesamten Lebens und Wirkens Jesu Christi. Mit seinem Tod am Kreuz tritt der Herr gleichsam ein letztes Mal als Zeuge für die Botschaft vom Gottesreich auf und löst seinen Anspruch Gottes Sohn zu sein ein. Damit wird deutlich, dass Gott jeder und jedem nachgeht, bis in die tiefste Verlassenheit, um selbst in das tiefste Dunkel menschlicher Existenz noch einen Funken des himmlischen Lichtes zu setzen.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ selbst Jesus spürt am Kreuz die scheinbare Verlassenheit vom Vater. Voller Selbstzweifel scheint diese Aussage zutiefst menschlich in unsere Zeit zu passen und ist doch auch der BEginn eines Psalmes, der im Lobpreis Gottes endet. Selbst die, die dabeistehen verspotten ihn noch in der dunkelsten Stunde seines Lebens und raten Jesus sich als Sohn Gottes doch selbst vom Kreuz zu befreien. Eigentlich unmöglich das Kreuz nach dieser Tragödie, diesem Leid, ja dieser Schmach als etwas Positives darzustellen.
Doch das Kreuz ist die ultimative Möglichkeit den Menschen Gottes Güte und Barmherzigkeit vor Augen zu führen. Dieses Kreuz ist nicht die Verherrlichung des Leidens, schon gar nicht um Jesu selbst willen. Es ist so leicht gesagt, das Kreuz auf sich zu nehmen, nicht herabzusteigen, es nicht umgehen zu wollen, vor allem wenn es um Verfehlungen und Sünden andere geht. Nicht nur für uns schwache Menschen, auch für Gottes Sohn ist dies alles andere als leicht. Was für ein Trost!
Karfreitag ist eine Zumutung. Dieser Tag führt uns etwas vor Augen, vor dem wir eigentlich fliehen wollen. Er zwingt uns dazu, hinzusehen, das scheinbare Scheitern, die Einsamkeit und Verlassenheit auszuhalten, ebenso wie uns der Karsamstag zwingt die Grabesruhe und die Stille auszuhalten, bis zum erlösenden Halleluja der Osternacht. Der Karfreitag ist nicht der Schlusspunkt und nicht das Ende. Wir bleiben nicht am Kreuz stehen, wir dürfen und sollen sogar den Blick heben und auf das Kreuz schauen, aber eben auch schon die Sonne des Ostermorgens dahinter ahnen.
Stellen wir uns dieser Zumutung und lassen wir uns anrühren von dem was da geschah, weil es mehr ist als eine Erzählung, weil es uns und unsere ganze Existenz betrifft, weil es auch zu meinem und unserem Heil geschehen ist. Lassen wir los und lassen wir uns damit ein Stück weit erlösen. Nicht, weil wir es verdient hätten – wahrlich nicht – sondern weil es uns geschenkt wird und weil ER es uns schenkt, der seinen Sohn hingab für uns, aus Gnade und Liebe. Nur dann, wenn auch wir das Kreuz annehmen können wird das Licht des Ostermorgens auch unsere Herzen erleuchtet.
Ihr
+ Frank Bayard
Hochmeister